Was passiert eigentlich in einem Milchbetrieb mit den Bullenkälbern? – Milch ist ein Produkt, welches in unserer Gesellschaft täglich konsumiert wird. Sei es in weiterverarbeiteter Form als Käse, Eis, Joghurt oder doch einfach nur als Milch im Müsli und Kaffee. Es ist aber auch ein Produkt, das logischerweise nur von einer weiblichen Kuh produziert werden kann – und auch nur, wenn diese ein Kälbchen geboren hat. Wenn dieses Kälbchen weiblich ist, kann es auf dem Hof aufgezogen werden und später ebenfalls zur Milchgewinnung verwendet werden. Ist das Kälbchen nun aber männlich, kostet es den Hof vor allem Geld, da man männliche Kühe ‚nur‘ zur Fleischgewinnung nutzen kann. Oftmals werden männliche Kühe bis nach Spanien ‚versendet‘, wo sie dann gemästet und geschlachtet werden. Der von uns besuchte Baumert Hof geht hier einen anderen Weg.
Nachdem unsere Feldpartnerin Veronika Larranaga-Schneider von uns eine Kamera bekommen hatte, verbunden mit der Bitte, ihren Arbeitsalltag zu fotografieren, trafen wir sie zum gemeinsamen Gespräch, mit den Fotos im Gepäck. Die folgenden Ausschnitte zeigen, wie sich unser Gesprächsverlauf entwickelte, welche Anreize die Fotos setzten und welchen Erkenntniswert die dahinterstehende Methode Photovoice für uns Kulturanthropolog:innen hat. Wir steigen nun in die Gesprächssituation ein und finden uns bei der Thematik der Bullenkälber wieder. Ausgangspunkt ist ein Foto, das den Moment kurz nach der Geburt eines Kälbchens zeigt.