Die Sprache der Dinge – Museumsobjekte zwischen Zeichen und Erscheinung

Wer von „der Sprache der Dinge“ redet, meint nicht ihr verbales Äußerungsvermögen, sondern ihre Fähigkeit, Signale aussenden zu können. Denn recht besehen sprechen Dinge nicht, sie zeigen sich. Wie dieses Zeigen funktioniert, wie geplant es abläuft oder wie unbeabsichtigt es passiert, diese Frage ist für das Museum fundamental und Anlass zahlreicher Theorien.

Insbesondere Kunstwissenschaft und Volkskunde haben früh und ausdauernd den Status der Werke und Objekte im Museum (und außerhalb des Museums) untersucht und Anleihen bei der Philosophie genommen. Welche Sprache die Dinge heute noch im Museum sprechen (können) und welche Ideen von den Dingen die museale Praxis der Gegenwart bestimmen, danach fragt der folgende Beitrag. Kern ist die Analyse von drei Konfliktlinien, entlang derer die Ansichten über die Wirkung der Museumsdinge, der Exponate, auseinander gehen können (Der Status der Dinge). Zuvor erfolgt eine knappe Verortung der Dinge in Philosophie und heutiger Museumstheorie (Die Sprache der Dinge), bevor im dritten Teil nach der Relevanz der Dinge für das Museum heute gefragt wird. Die Argumentation läuft auf die These hinaus, dass die vielfältigen Veränderungen, die Museen durch den Einsatz multimedialer Mittel und wachsende Erlebnisorientierung erfahren, das originale Objekt als Mittelpunkt des kulturhistorischen Museums in-frage stellen und es heute nicht mehr selbstverständlich ist, die Ausstellung vom Objekt her zu denken.

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Thomas Thiemeyer

Thomas Thiemeyer studierte von 1997 bis 2003 Neuere/Neueste Geschichte, Wirtschafts- und Sozialgeschichte und Politikwissenschaften an der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg. Von 2003 bis 2006 war er in die Konzeption des neuen Mercedes-Benz-Museums in Stuttgart involviert. Zwischen 2002 und 2008 schrieb er als freier Autor für das Feuilleton der Süddeutschen Zeitung. 2006 begann er mit seiner Promotion am Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft, die er 2009 erfolgreich abschloss. Seit 2009 ist er Koordinator des BMBF-Projekts wissen&museum, seit 2011 Juniorprofessor am Ludwig-Uhland-Institut in Tübingen.