Statt der ersehnten Freiheit brachen bald Konflikte auf. Damit ging die Spechtpassage den Weg vieler Alternativprojekte, in denen nach Kauf und Selbstverwaltung interne Verwerfungen die einst großen Pläne überlagerten. Auf den regelmäßigen Treffen standen sich bald zwei Fraktionen gegenüber: Eine Seite vertrat die behutsame Sanierung des Bestandes, eine andere betrachtete den raschen Abriss des Kopfbaus in der Schnewlinstraße und dessen Ersetzung durch einen Neubau als wirtschaftliche Notwendigkeit. Die Eigentumsverhältnisse der Kommanditgesellschaft änderten sich im Laufe der Zeit durch Verkäufe und Ankäufe von Anteilen. Doch mit diesen waren auch Stimmrechte innerhalb der Selbstverwaltung verbunden. Als sich die Mehrheitsverhältnisse mit den Anteilsverkäufen verschoben, war der Konflikt entschieden. Ein Brand im Torbau zur Schnewlinstraße machte schließlich den Weg frei für Abriss (2001) und Neubau (2006).
Seitdem sind zahlreiche Mieter*innen ausgezogen. Aus der Anfangszeit blieben der jos fritz Buchladen und das gleichnamige Café. Auch im Gebäude Wilhelmstraße 15 wurde die Wohnstruktur verändert. Statt an kollektive Wohngemeinschaften werden Zimmer nun meist einzeln an Studierende vermietet – zu hochpreisigen Mieten des teuer gewordenen Quartiers. Schonungslos bilanziert die Webseite der Spechtpassage: “Das ursprüngliche Konzept von zusammen leben und arbeiten ist vollständig gescheitert. „Alternativ“ war die Spechtpassage nie. Was hierbei wirtschaftlichen Zwängen oder unüberbrückbaren persönlichen Differenzen zuzurechnen ist, bleibt offen.” [1] Konflikte dieser Art wurden keinesfalls nur in Freiburg geführt. Aus ihnen erwuchs die Frage, wie Eigentumsverhältnisse von alternativen Mietshausprojekten besser von ihrer demokratischen Selbstverwaltung getrennt werden können. Heute gibt es dafür erprobte Modelle wie zum Beispiel das Mietshäuser Syndikat.
[1] https://spechtpassage.de/passage/alternativwirtschaft-in-freiburg-neu/7/