Migration und Integration
Einleben und Beheimatung von Flüchtlingen, Vertriebenen und Zuwanderern
Der 1958 in Sizilien hergestellte Nackenpinsel aus Holz, erzählt die Geschichte von Pino-Vincenzo Piazza. Er bekam diesen Pinsel bereits im Alter von 12 Jahren zu Beginn seiner Lehre von seinem Lehrmeister geschenkt. Im Jahr 1964 entschloss er sich als 19-jähriger dazu, sein Heimatland Italien zu verlassen, um als Gastarbeiter in Reutlingen als Friseur arbeiten zu können. Seine erste Anstellung fand er beim „Bahnhofsfriseur“ Schmidt, ehe er sich jedoch kurze Zeit darauf für einen Wechsel zur Firma Bosch entschied. Dieses Objekt und einige weitere stammen von dem Projekt “Auspacken: Dinge und Geschichten von Zuwanderern.” Dies war ein interkulturelles Projekt des Heimatmuseums in Reutlingen unter der Führung von Claudia Eisenrieder, eine ehemalige EKW-Studierende. Die Holzkiste, vermutliche eine Munitionskiste, brachte Otto Kallinich mit aus der Kriegsgefangenschaft. Sie diente später zur Aufbewahrung des (wenigen) Spielzeugs seiner Kinder, die mit Mutter und Großeltern 1946 aus Schlesien vertrieben wurden. Das LUI beschäftigte sich früh mit dem Einfluss von Zuwanderern. Die Beheimatung von Flüchtlingen und Vertriebenen nach dem 2. Weltkrieg war Forschungsthema der 1950er Jahre. In den 70er/80er Jahren rückten „Gastarbeiter“ in den Blickpunkt der EKW, Bausinger nannte Deutschland ein Einwanderungsland und erregte damals noch Widerspruch.