Weit weg vom urbanen Rummel, die nächste große Stadt ist erst in frühestens einer halben Stunde zu erreichen: Der Hof des Landwirts Moritz Breitenfellner liegt solitär inmitten weiter Felder, ausgerüstet mit großen modernen Maschinen, mit denen er diese bewirtschaftet, in der Rheinebene vor den Ausläufern des Schwarzwalds. Solitär liegt der Hof geografisch gesehen, jedoch nicht gesellschaftlich. Die landwirtschaftlichen Prozesse verbinden viele Akteur:innen und sind ständigem Wandel unterlegen. All dies ergibt ein Zusammenspiel, mit welchem Moritz Breitenfellner immer und jeden Tag aufs Neue umzugehen hat. Aktuell ist dies beispielsweise am Ukraine-Krieg zu beobachten. Die Ukraine kann momentan kein Düngemittel liefern, weswegen er noch mehr auf das selbst aus lokalen Ressourcen hergestellte Düngemittel angewiesen ist.

Dabei spielt die Vernetzung mit benachbarten Höfen oder anderen Institutionen, wie Gemeinden oder Supermärkten, eine Rolle. Viele landwirtschaftliche Betriebe können sich durch die steigenden Preise die früheren Düngemittel nicht mehr leisten, was – wie im hier skizzierten Fall – gemeinsame Lösung erfordert. Durch die Verwertung von Resten von Bäckereien, Supermärkten oder Abfällen von anderen Höfen wird das neue Düngemittel hergestellt, indem vergorene Restprodukte aus umliegenden Biogasanlagen wiederverwertet werden. Moritz Breitenfellner bereitet seinen Dünger auf Anfrage von anderen Landwirt:innen soweit auf, dass er gleich angewendet werden kann oder fährt ihn auch direkt auf das jeweilige Feld. Dies sei nicht nur ökologisch nachhaltiger, da Verkehrswege eingespart werden, sondern auch zum Vorteil der Landwirt:innen kostengünstiger, sagt er im Gespräch. 

Vernetzung und Austausch findet nicht nur für die Herstellung von Düngemittel, sondern auch für den Anbau verschiedener Getreide statt. Ausschlaggebend für die Auswahl der angebauten Pflanzen seien, das betont Moritz Breitenfellner, jedoch auch die Verbraucher:innen, die durch ihren Konsum das Angebot der Produkte und Möglichkeiten mitbestimmen. Angebaut wird, das hebt er hervor, nur das, was vom Handel gefordert wird oder was gerade im Trend ist, wie beispielsweise aktuell Dinkel. Dass weder Hof noch Landwirt hier, wie der Titel auch suggerieren mag, ‚allein auf weitem Feld‘ sind, zeigt sich gerade auch mit Blick auf das Netz der Anwohner:innen: Mit ihnen kommt es aufgrund der Feldarbeit immer wieder zu Konfrontationen. So solitär ist der Hof wohl doch nicht gelegen, denn mal sind die Maschinen am Wochenende zu laut, während Nachbar:innen eine Grillparty feiern, oder der hohe Mais verdeckt die Sicht bei der Fahrradtour. Moritz Breitenfellner spricht hier von Miss- und Unverständnis:

„Wir produzieren nicht unsere Lebensmittel, sondern wir produzieren die für jeden. […] Und das vergessen viele.“[1]

Werden also nur die Düngemittelproduktion oder der Getreideanbau betrachtet, wird deutlich, wie viele Akteur:innen und parallel laufende Prozesse hierbei eine Rolle spielen. In ihrem Zusammenspiel hat der Landwirt nun die Aufgabe, diese für ihn passend zu vernetzen.

1 Interview mit Moritz Breitenfellner vom 17.11.2022.

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Der landwirtschaftliche Hof als eine in sich abgeschlossene Entität – das ist eine Vorstellung, die sich in der Praxis nicht halten kann. Landwirtschaftliche Betriebe sind geprägt von Kooperationen und Beziehungen – nicht nur innerhalb des Hofes, sondern auch hin zur Natur und mit umliegenden Betrieben. Regionalität erweist sich als zentrale Kategorie – sie zeigt sich im Sorgetragen für den gemeinsam geteilten Boden oder in betriebsübergreifenden Tauschbeziehungen. 

Breitenfellner-Hof

Der Hof Breitenfellner in Kandern, Südbaden, ist ein Familienbetrieb, der sich auf landwirtschaftliche Dienstleistungen spezialisiert hat. Als landwirtschaftliches Lohnunternehmen bietet der Hof unter anderem Dienstleistungen wie Pflügen, Saatbettbereitung, Aussaat und Ernte an. Gleichzeitig betreibt der Hof einen eigenen landwirtschaftlichen Betrieb und konzentriert sich dabei auf den Anbau von Körnern und Weizen.

Eine Besonderheit des Hofes Breitenfellner ist die Entwicklung des eigenen organischen Düngers. Hierbei handelt es sich um eine innovative und nachhaltige Lösung, um nicht nur die Qualität der Produkte zu verbessert, sondern auch die Umwelt zu schonen.