„ARBEIT IST ARBEIT IST ARBEIT IST… GESAMMELT, BEWAHRT UND NEU BETRACHTET“

Arbeit ist... strukturierend

Morgens halb sieben: Der Wecker klingelt, die Arbeit ruft. Sie stehen auf, ziehen sich an, stempeln ein, stempeln aus, kommen heim, das Feierabendbier wartet. Erkennen Sie Ihren Arbeitsalltag wieder?

Arbeit strukturiert unser Leben räumlich, zeitlich und sozial. Die klassische Erwerbsarbeit gibt feste Arbeitszeiten mit einem geregelten Einkommen vor. Der Arbeitsort ist vom Wohnort abgetrennt. Aber endet die Arbeit wirklich beim Verlassen des Büros? Ist „9 to 5“ noch aktuell? Und sind Hausarbeit und Ehrenamt weniger wert als bezahlte Lohnarbeit?

Bei genauerem Hinsehen verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeit und „Nicht-Arbeit“. Es kommt zu Überschneidungen und Vermischungen: Das Frühstück wird im Büro verzehrt, E-Mails werden nach Feierabend beantwortet, Hausarbeit wird nicht entlohnt. Machen wir die Arbeit oder macht die Arbeit uns zu dem, was wir sind und wie wir leben?

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„Am Schalter eines Arbeitsamtes“

Scham, Wut und Enttäuschung spiegeln sich in den gequälten Gesichtern am Schalter eines Arbeitsamtes wider. Die Menschen in der Tuschezeichnung werden gezwungen, für alle sichtbar in der Schlange zu warten und Unterstützung anzunehmen.

Ernst Kunkel war ein Künstler aus dem Stuttgarter Arbeiter-Milieu. Seine Bilder zeigen meist Alltagsszenen mit Blick auf den Gegensatz von Armut und Reichtum in den 1930er-Jahren. Der Künstler stellt zeichnerisch dar, wie das „System Erwerbsarbeit“ auch dann noch unser Leben bestimmt, wenn wir selbst nicht mehr Teil dieses Systems sind.

Museum der Alltagskultur, Schloss Waldenbuch; hergestellt 1931 von Ernst Kunkel; gesammelt 1990er-Jahre.

Kolleg*innenschaft in Reih’ und Glied?

Ein Saal voller Datenerfasserinnen der Württembergischen Versicherung. Sie arbeiten konzentriert und – so scheint es zumindest – jede für sich am Computer. Über den Bildschirm gebeugt, nehmen sie vermutlich weder sich noch die dekorativ platzierten Zimmerpflanzen auf der Fensterbank wahr. Struktur und Ordnung gehen mit dem Rhythmus der Tastenanschläge einher.

Was an die Effizienz einer Sekretärinnenschule erinnert, galt ab den 1960er-Jahren als innovativ in sozialer und organisatorischer Hinsicht. Im Bürogroßraum sollten Strukturen reduziert und Freiraum gefördert werden. Tatsächlich aber wurden die Veränderungen von den Ideen der Kostenersparnis und der Kontrolle geleitet.

Landesstelle für Volkskunde des Landesmuseums Württemberg, Stuttgart; Fotografie: Württembergische Versicherung; aufgenommen um 1980; gesammelt 2012.

Ein Karton – schützt, was unersetzlich ist

Die Abbildung der Datenerfasserinnen ist die Reproduktion eines Dias. Es gehört zum Fotoarchiv der Württembergischen Versicherung. Mit der Schenkung an die Landestelle für Volkskunde werden die historischen Bildbestände gesichert und für Interessierte zugänglich gemacht.

Bei der Übergabe befanden sich die Dias in herkömmlichen Briefumschlägen. Aber es handelt es sich hierbei um Archivgut, das unter speziellen Schutzbedingungen aufbewahrt werden muss. Nun liegt es in der Verantwortung der Archivar*innen, die Dias in säurefreie Umschläge umzubetten. Sie sind als analoge Bildträger einmalig und daher unersetzlich.

Landesstelle für Volkskunde des Landesmuseums Württemberg, Stuttgart; Fotografie: Württembergische Versicherung; aufgenommen um 1980; gesammelt 2012.

Von der ‚Kontrolle‘ zur ‚Meldung‘

Nicht nur das Arbeitsleben, auch die Arbeitslosigkeit ist streng reglementiert. Schon früher wurden Menschen ohne Einkommen in Arbeitshäusern zur Arbeit gezwungen. Mit der sozialstaatlichen Versicherung gegen Arbeitslosigkeit gingen bürokratische Kontrollen von Art, Dauer und Bezugsberechtigungen einher. Darüber hinaus müssen sich Arbeitslose regelmäßig beim Arbeitsamt melden und an der Beendigung ihrer Arbeitslosigkeit mitwirken. Ob Arbeitslosigkeit als gesellschaftlicher Mißstand oder persönliches Versagen wahrgenommen wird, hat sich seit Einführung von Hartz-IV im Jahre 2005 stark gewandelt. Doch der Trend, statt politischer Rahmenbedingungen die Eigenverantwortung zu betonen, ist viel älter. Eine Kontrollkarte verweist auf die Bürokratie des Sozialstaats – eine Meldekarte dagegen auf die Aktivität der Versicherten.

Die Meldekarte wurde 1957 vom Arbeitsamt Ulm ausgestellt – also mitten in den sogenannten „Wirtschaftswunderjahren“. Damit ist sie ein seltenes Zeugnis dafür, dass es auch in wirtschaftlich florierenden Zeiten Menschen gibt, die ihren Lebensunterhalt nicht selbst bestreiten können. Aus Zeiten mit deutlich höheren Erwerbslosenquoten finden sich dagegen keine ähnlichen Dokumente in der Sammlung.

Arbeitslosigkeit geht heute mit einer Vielfalt an verschiedenen Dokumenten einher: Anträge müssen gestellt werden, dazu seitenlange Hinweise und Regelungen beachtet werden. Sollten sie auch für die Nachwelt gesammelt werden?

Links: Private Leihgabe.
Rechts: © Landesmuseum Württemberg, Stuttgart, Foto: Dirk Kittelberger (2019); https://www.landesmuseum-stuttgart.de; ausgegeben 1956; gesammelt 1982.

Ein Schurz für alle Fälle

Diese Kittelschürze ist primär für die Arbeit in Haus und Garten gedacht. Mit den zwei großen Taschen an der Seite ist sie ein funktionales Kleidungsstück. Doch mit einem Band um die Taille kann die Schürze als Sommerkleid getragen werden.

Die Schürze ist weder eindeutig Arbeitskleidung noch Freizeitkleidung. Bis heute ist strittig, ob Hausarbeit als Erwerbstätigkeit anerkannt werden sollte. Der Baumwollstoff der Schürze lässt prinzipiell beides zu: Arbeit und Freizeit zugleich.

1001 Schürzen

In der Sammlung des Museums der Alltagskultur befindet sich ein großer Fundus an Kleidungsstücken. Darunter sind besonders viele verschiedene Schürzen. Was ist an den Schürzen so interessant?

Anhand von Kleidung können bestimmte Lebensweisen verdeutlicht werden. Die Schürze erzählt uns vom alltäglichen Umgang mit Hygiene und der sozialen Stellung der Hausfrau. Aber auch wandelnde Modevorstellungen werden deutlich.

Museum der Alltagskultur, Schloss Waldenbuch; hergestellt um 1980; Sammlungsdatum unbekannt.

Auffälliges Gewand

Diese Straßenkehrer-Uniform ist eine klassische Arbeitskleidung. Das Material der Uniform ist sehr robust und hat eine auffällige, orangene Farbe. Mit diesem Anzug wird man beim Arbeiten im Straßenverkehr wohl kaum übersehen. Als private Freizeitkleidung ist die Montur nicht geeignet. Das Anziehen dieser Uniform markiert den Dienstbeginn. Mit dem Ablegen der Kleidung beginnt der Feierabend.

Museum der Alltagskultur, Schloss Waldenbuch; hergestellt um 1980; gesammelt 1992.

Wer Geld verdient, gehört dazu!

Die rote Signalfarbe des Umhangs zeigt unmissverständlich:
Hier arbeitet jemand. Die Trägerin des Umhangs verdiente Geld mit dem Verkauf der Straßenzeitung „Trott-war“. Ihre Arbeit bei Trott-war ist der Versuch, ein Teil der erwerbstätigen Gesellschaft zu sein. Denn Anerkennung und Wertschätzung hängen in unserer Gesellschaft stark von einem geregelten Einkommen und dem Beitrag zum Sozialsystem ab. Erwerbsarbeit bedeutet also dazuzugehören.

Der Stuttgarter Verein Trott-war e.V. wurde 1994 gegründet, um sozial Benachteiligten eine Verdienstmöglichkeit zu bieten.

Museum der Alltagskultur, Schloss Waldenbuch; Herstellungsdatum unbekannt; gesammelt 1997.

Sekundengenaue Arbeitszeit – analog und digital

Im Industriezeitalter begann der Arbeitstag mit dem „Einstempeln“ und endete mit dem „Ausstempeln“. Auf einer Arbeitszeitkarte hielt die Stechuhr fest, wann die Schicht anfing. Die Stechuhr bestand aus einem Kartenapparat mit einem mechanischen Kartenstempler. Die genaue Uhrzeit bei Beginn und Ende der Arbeit druckte der Kartenapparat auf die Stempelkarte.

Auch heute noch gibt es moderne Versionen der klassischen Stechuhr. Statt Stempelkarten werden aber eher digitale Systeme eingesetzt. Mit ihrer Hilfe wird auf die Sekunde genau aufgezeichnet, wann die Erwerbsarbeit beginnt und endet. Daneben werden flexible Arbeitsmodelle immer beliebter. Gleitzeit und Vertrauensarbeitszeit ermöglichen Erwerbstätigen, selbst über ihren Arbeitsbeginn zu bestimmen.

Museum der Alltagskultur, Schloss Waldenbuch; hergestellt um 1930-1950; gesammelt 2018.

Nebeneinander miteinander Arbeiten

Oliwia, Christian, Michał, Elias und André haben etwas gemeinsam: Sie arbeiten in Tübingens erstem Coworking Space, der „denk-stube“. Verschiedene Selbstständige und Kleinunternehmer*innen teilen sich hier einen Arbeitsraum, obwohl sie nicht direkt zusammenarbeiten.Im geteilten Arbeitsraum entsteht ein soziales und professionelles Netzwerk. Dieser Austausch ist für die Coworker*innen von hohem Wert.

Die „denk-stube“ ist so gestaltet, dass sie verschiedene Bedürfnisse erfüllt: Sie liefert die nötige Struktur, um in Ruhe arbeiten zu können, und lädt dazu ein, sich zu Hause zu fühlen. Innerhalb dieser vier Wände steht es jede*r*m frei, was wann und wie erledigt wird.

Neue Ströme, neues Sammeln

Arbeit schafft feste Strukturen und verändert sich doch ständig. Durch die Digitalisierung entstehen völlig neue Möglichkeiten des räumlichund zeitlich flexiblen Arbeitens. Ströme neuer Arbeitsformen zu sammeln heißt, die sich stets wandelnden Arbeitsbedingungen und die Bedürfnisse der Arbeitnehmenden wahrzunehmen und gleichzeitig zu dokumentieren.

In diesem Projekt haben wir Feldforschung im Tübinger Coworking Space „denk-stube“ betrieben. Das heißt: Es wurde beobachtet, interagiert und nachgefragt. Auf materieller Ebene entstanden daraus Fotografien und Interviews, die nun in die Sammlung der Landesstelle für Volkskunde in Stuttgart übergehen.

Fotografien und Interviews von Nathalie Feldmann; aufgenommen 2018; gesammelt 2018.

Nebeneinander miteinander Arbeiten

Oliwia, Christian, Michał, Elias und André haben etwas gemeinsam: Sie arbeiten in Tübingens erstem Coworking Space, der „denk-stube“. Verschiedene Selbstständige und Kleinunternehmer*innen teilen sich hier einen Arbeitsraum, obwohl sie nicht direkt zusammenarbeiten.Im geteilten Arbeitsraum entsteht ein soziales und professionelles Netzwerk. Dieser Austausch ist für die Coworker*innen von hohem Wert.

Die „denk-stube“ ist so gestaltet, dass sie verschiedene Bedürfnisse erfüllt: Sie liefert die nötige Struktur, um in Ruhe arbeiten zu können, und lädt dazu ein, sich zu Hause zu fühlen. Innerhalb dieser vier Wände steht es jede*r*m frei, was wann und wie erledigt wird.

Neue Ströme, neues Sammeln

Arbeit schafft feste Strukturen und verändert sich doch ständig. Durch die Digitalisierung entstehen völlig neue Möglichkeiten des räumlichund zeitlich flexiblen Arbeitens. Ströme neuer Arbeitsformen zu sammeln heißt, die sich stets wandelnden Arbeitsbedingungen und die Bedürfnisse der Arbeitnehmenden wahrzunehmen und gleichzeitig zu dokumentieren.

In diesem Projekt haben wir Feldforschung im Tübinger Coworking Space „denk-stube“ betrieben. Das heißt: Es wurde beobachtet, interagiert und nachgefragt. Auf materieller Ebene entstanden daraus Fotografien und Interviews, die nun in die Sammlung der Landesstelle für Volkskunde in Stuttgart übergehen.

Fotografien und Interviews von Nathalie Feldmann; aufgenommen 2018; gesammelt 2018.

Nebeneinander miteinander Arbeiten

Oliwia, Christian, Michał, Elias und André haben etwas gemeinsam: Sie arbeiten in Tübingens erstem Coworking Space, der „denk-stube“. Verschiedene Selbstständige und Kleinunternehmer*innen teilen sich hier einen Arbeitsraum, obwohl sie nicht direkt zusammenarbeiten.Im geteilten Arbeitsraum entsteht ein soziales und professionelles Netzwerk. Dieser Austausch ist für die Coworker*innen von hohem Wert.

Die „denk-stube“ ist so gestaltet, dass sie verschiedene Bedürfnisse erfüllt: Sie liefert die nötige Struktur, um in Ruhe arbeiten zu können, und lädt dazu ein, sich zu Hause zu fühlen. Innerhalb dieser vier Wände steht es jede*r*m frei, was wann und wie erledigt wird.

Neue Ströme, neues Sammeln

Arbeit schafft feste Strukturen und verändert sich doch ständig. Durch die Digitalisierung entstehen völlig neue Möglichkeiten des räumlichund zeitlich flexiblen Arbeitens. Ströme neuer Arbeitsformen zu sammeln heißt, die sich stets wandelnden Arbeitsbedingungen und die Bedürfnisse der Arbeitnehmenden wahrzunehmen und gleichzeitig zu dokumentieren.

In diesem Projekt haben wir Feldforschung im Tübinger Coworking Space „denk-stube“ betrieben. Das heißt: Es wurde beobachtet, interagiert und nachgefragt. Auf materieller Ebene entstanden daraus Fotografien und Interviews, die nun in die Sammlung der Landesstelle für Volkskunde in Stuttgart übergehen.

Fotografien und Interviews von Nathalie Feldmann; aufgenommen 2018; gesammelt 2018.

Nebeneinander miteinander Arbeiten

Oliwia, Christian, Michał, Elias und André haben etwas gemeinsam: Sie arbeiten in Tübingens erstem Coworking Space, der „denk-stube“. Verschiedene Selbstständige und Kleinunternehmer*innen teilen sich hier einen Arbeitsraum, obwohl sie nicht direkt zusammenarbeiten.Im geteilten Arbeitsraum entsteht ein soziales und professionelles Netzwerk. Dieser Austausch ist für die Coworker*innen von hohem Wert.

Die „denk-stube“ ist so gestaltet, dass sie verschiedene Bedürfnisse erfüllt: Sie liefert die nötige Struktur, um in Ruhe arbeiten zu können, und lädt dazu ein, sich zu Hause zu fühlen. Innerhalb dieser vier Wände steht es jede*r*m frei, was wann und wie erledigt wird.

Neue Ströme, neues Sammeln

Arbeit schafft feste Strukturen und verändert sich doch ständig. Durch die Digitalisierung entstehen völlig neue Möglichkeiten des räumlichund zeitlich flexiblen Arbeitens. Ströme neuer Arbeitsformen zu sammeln heißt, die sich stets wandelnden Arbeitsbedingungen und die Bedürfnisse der Arbeitnehmenden wahrzunehmen und gleichzeitig zu dokumentieren.

In diesem Projekt haben wir Feldforschung im Tübinger Coworking Space „denk-stube“ betrieben. Das heißt: Es wurde beobachtet, interagiert und nachgefragt. Auf materieller Ebene entstanden daraus Fotografien und Interviews, die nun in die Sammlung der Landesstelle für Volkskunde in Stuttgart übergehen.

Fotografien und Interviews von Nathalie Feldmann; aufgenommen 2018; gesammelt 2018.