„ARBEIT IST ARBEIT IST ARBEIT IST… GESAMMELT, BEWAHRT UND NEU BETRACHTET“

Arbeit ist... unterbrochen

Pause machen unterbricht den Arbeitsfluss. Trotzdem lässt sich die Pause nicht von der Arbeit trennen. Jede Arbeit hat ihre eigene Pause hervorgebracht.

Am PAUSE MACHEN hatten und haben alle Beschäftigten auf ihre je eigene Art Interesse. Ein Blick darauf, wie Menschen ihre Pause verbringen, ermöglicht eine andere Sicht auf die verrichtete Arbeit und zeigt uns die Pause als etwas Aktives im Moment des Stillstandes der Arbeit.

Die Pause unterteilt den Arbeitstag und fügt ihm einen Bereich hinzu, der mit Inhalt gefüllt werden will. Für alle Arbeitenden steht dabei die Frage im Mittelpunkt, wie die Pause verbracht werden soll. Gehe ich den Wocheneinkauf machen oder ruhe ich mich aus? Verbringe ich Zeit mit Kolleg*innen oder gehe ich mit Vorgesetzten essen?

Wie die Arbeit wurde auch die Pause gesammelt. Sie begegnet uns in Form von Gegenständen, mit denen Arbeiter*innen einst Pause machten sowie auf Fotografien vor allem von der Landarbeit. Daran ist erkennbar, wie sich Pausen unterscheiden: zu früheren Zeiten und heute, in verschiedenen Arbeitsbranchen, aber auch für Menschen desselben Arbeitsprozesses.

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Fertig gegart und warm gehalten mit der Kochkiste

In der Kochkiste konnten vorbereitete Speisen garen und warmgehalten werden. Sie stand so für warmes Essen und Ersparnis an Feuerung. Für die moderne Frau des beginnenden 20. Jahrhunderts war sie zudem eine wichtige Zeitersparnis, die es ihr ermöglichte, ihre Hausarbeit zu unterbrechen.

So verweist die Kochkiste auf Frauen, die früh Haushalt und Beruf miteinander vereinbarten oder ihre Zeitersparnis nutzen konnten, um zumindest ein wenig Pause zu machen. Allerdings galt dies längst nicht für alle. Die Kochkiste war der „Mercedes“ unter den Essensbehältern, denn sie ist groß, schwer und teuer. Weniger solvente Arbeiter*innen mussten sich mit Blechdosen behelfen, die ihrerseits in warmes Wasser gestellt werden können.

Badisches Landesmuseum, Karlsruhe; hergestellt zu Beginn des 20. Jahrhunderts; gesammelt 2011.

Meine Pause, deine Pause, welche Pause?

Ein Paar in ihrer wohlverdienten Pause. Zeitgenössisch interpretiert träfe das zu. Das Bild zeigt einen Mann auf der wärmeren Ofenseite bei der Nahrungsaufnahme. Die strickende Frau neben ihm stellt einen Kontrast zu ihm dar, der eindeutig nicht arbeitet.

Die Möglichkeit Pause zu machen war gerade auf dem Land stark vom Geschlecht abhängig. Erst wenn die häuslichen Pflichten erledigt waren, konnte auch die Frau die Arbeit niederlegen und Pause machen – falls dann nicht wieder die Kühe gemolken werden mussten …

Das Bild ist von dem Dokumentarfotografen Alwin Tölle (1906-1998) bereits um 1950 aufgenommen worden. Für seine 1989 erschiene Publikation „Im Schwarzwald daheim. Leben und arbeiten in alten Fotografien“ wurde die Fotografie erneut verwendet. Tölle stellt vor allem einen romantisierten, traditionalisierten Schwarzwald dar. Damit prägte er ein Bild des Schwarzwaldes mit, wie er auch heute noch gerne gesehen wird.

Außenstelle Südbaden des Badischen Landesmuseums, Staufen; Fotografie von Alwin Tölle; aufgenommen um 1950; gesammelt 2003. 

Unterbrochene Arbeit, erholsame Pause?

Die Sonne scheint, die Stimmung ist gut. Männer, Frauen und Kinder machen gemeinsam Pause. Trotzdem verbringen sie die Zeit selbstbestimmt und auf eine jeweils eigene Art und Weise. Einige kommunizieren, andere sind mit Essen oder dem Weiterreichen eines Kruges beschäftigt.

Ob sich die Pausen der abgebildeten Personen immer so harmonisch und in Eintracht ereigneten, oder die Szene für die Aufnahme arrangiert wurde, können wir heute nicht mehr sagen. Doch wie wir selbst Pause machen wollen, und wie wir sie tatsächlich verbringen, entscheiden wir jeden Tag aufs Neue selbst.

Außenstelle Südbaden des Badischen Landesmuseums, Staufen; Fotografie von Erich Lammel; aufgenommen 1950-1970; gesammelt 2007.

Beim Heuen sind wir alle gleich

Die Landarbeit ist davon abhängig, dass Menschen miteinander arbeiten und sich alle ihrer jeweiligen Aufgabe bewusst sind. Männer und Frauen verrichten die Arbeiten auf dem Feld in einer Reihe, wo sie wie Zahnräder ineinandergreifen. Dabei sind die Einzelnen weniger wichtig als die Gewissheit, sich aufeinander verlassen zu können.

Das ändert sich in der Pause, wo sich die Menschen als Individuen begegnen.

Außenstelle Südbaden des Badischen Landesmuseums, Staufen; Fotografie von Erich Lammel; aufgenommen 1950-1970; gesammelt 2007.

Der Arbeit abgewandt

Männer, Frauen und Kinder sitzen auf einer Wiese im Glottertal, umgeben von abgelegten Arbeitsgeräten zur Weinlese. Sie essen, sprechen, schauen umher und widmen sich ihrem leiblichen Wohl. Sie machen Pause und die Arbeit steht still.

Wie die Menschen auf der Fotografie abgebildet sind, deutet darauf hin, dass ihre Arbeit nur kurz unterbrochen ist und es bald wieder an die Reben gehen wird. Sitzpositionen, Körperhaltungen, das im Rücken abgelegte Arbeitsgerät und die entfernten Weinstöcke zeigen trotzdem eine deutliche Grenze zwischen Arbeit und Pause.

Außenstelle Südbaden des Badischen Landesmuseums, Staufen; aufgenommen um 1970; gesammelt 2003.