Bedingungen für ein ,gutes Lebens‘
Bedingungen des ‚guten Lebens‘ sind Zustände, die das Spielfeld für das ‚gute Leben‘ rahmen. Je nach Kontext unterscheiden sich die Vorstellungen und lassen sich auch nur innerhalb bestimmter Bedingungen herstellen. Sie können Handlungen ermöglichen oder einschränken. Oft sind es diejenigen Bereiche, die wir nicht unmittelbar beeinflussen können: Herkunft, Geschlecht, Aussehen, religiöse oder politische Identität, Gesundheit, sozialer Status, Sicherheit, Wohlstand, Bildung.
Der Soziologe Pierre Bourdieu hat diese Startbedingungen des einzelnen Menschen das „soziale“, „kulturelle“ und „ökonomisches Kapital“ genannt. Wenn wir die entsprechenden Möglichkeiten haben, können wir diese Startbedingungen verändern, indem wir beispielsweise Fortbildungen besuchen, umziehen, persönliche Präferenzen hinter gesellschaftlichen Anforderungen zurückstellen. Allerdings ist der Habitus träge und nicht alle Bedingungen können ohne Weiteres verändert werden. Wenn wir trotz unserer Bemühungen oder durch unveränderbare Bedingungen vom ‚guten Leben‘ ausgeschlossen bleiben, erscheint uns die Welt ungerecht und ‚falsch‘. So ist in Deutschland die soziale Herkunft statistisch ausschlaggebend für die Bildungswege, die ermöglicht werden. Der Kulturkritiker Theodor W. Adorno meint, dass unter den Bedingungen einer ‚falschen‘ Gesellschaft, kein ‚richtiges‘ Leben möglich ist. Nur wenn man diese Tatsache ausblende und sich mit einem Minimum an Freiheit zufriedengibt, ist es möglich ein ‚glückliches Leben‘ zu führen.
Der Kulturanthropologe Jarrett Zigon hält dagegen die individuelle Freiheit zur „Glücksschmiede“ innerhalb der bestehenden Bedingungen hoch. In unserer, auch moralisch, ausdifferenzierten Welt, könnten Menschen in schwierigen Situationen aus einer Vielzahl von Möglichkeiten frei wählen. Durch diese Entscheidungsmöglichkeiten könnten Menschen zufriedenstellend handeln und somit die Bedingungen für ein als ‚gut‘ empfundenes Leben herstellen.
In diesem Ausstellungsraum ermöglichen wir Einblicke in die Bedingungen des ‚guten Lebens‘ in verschiedenen Forschungsfeldern: Welche Bedingungen ermöglichen ein ‚gutes Leben‘? Welche beschränken ein ‚gutes Leben‘? Ist das ‚gute Leben‘ überhaupt abhängig von solchen Bedingungen, oder gibt es Schlupflöcher, die trotz vorgegebener Bedingungen ein ‚gutes Leben‘ ermöglichen?