Herstellungen eines ,guten Lebens‘
Handlungen sind die Grundlage eines jeden menschlichen und sozialen Lebens. Wenn Menschen handeln, verändern sie sich selbst und die Gesellschaft. Durch das Handeln können Menschen Vorstellungen vom ‚guten Leben‘ verwirklichen und sind dabei zugleich an die gesellschaftlichen Bedingungen gebunden. So divers wie die Vorstellungen und Bedingungen des ‚guten Lebens‘ sind auch die Praktiken:
Wir engagieren uns sozial, demonstrieren freitags auf der Straße, bemühen uns um Nachhaltigkeit. Wir kümmern uns um verletzte Tiere in der Wildvogelauffangstation, hinterfragen politische Diskussionen und spenden jährlich Geld für soziale Projekte. Wir setzen uns mit normativen Anforderungen auseinander und versuchen diesen gerecht zu werden. Oft vollziehen wir solche Alltagshandlungen, die dem Streben nach einem ‚guten Leben‘ unterliegen, unbewusst – wir folgen den Normen ganz routiniert. Manchmal müssen wir aber auch innehalten und bewusst Entscheidungen treffen. Diese Momente bezeichnet der Anthropologe Jarett Zigon als moral breakdowns. Laut ihm wählen wir dann aus einer Bandbreite von Optionen diejenige aus, die uns für uns ‚richtig‘ erscheint. Dadurch lösen wir das Dilemma auf und ermöglichen uns ein Weiter-Handeln in Routinen.
Wir gestalten, oder, wie der Soziologe Andreas Reckwitz in seinen Überlegungen zur Gesellschaft der Singularitäten sagen würde, wir „kuratieren“ unser Leben durch Darstellungen unserer individuellen Praktiken. Im jederzeit gegebenen sozialen Kontext beeinflussen wir durch unsere Praktiken die Vorstellungen vom ‚guten Leben‘ und wollen anderen zeigen, dass wir ‚gut’ und ‚richtig‘ leben.
In diesem Ausstellungsraum finden sich Einblicke in die Herstellungsweisen des ‚guten Lebens‘ in verschiedenen Forschungsfeldern: Welche Praktiken werden als die ‚richtigen‘ ausgehandelt? Wie lassen sich Vorstellungen vom ‚guten Leben‘ in unser tägliches Tun umsetzen? Welche Praktiken sind von Bedeutung, obwohl sie auf den ersten Blick vielleicht eher unwichtig erscheinen?